Ohne Liebe trauern die Sterne by Hannelore Hoger

Ohne Liebe trauern die Sterne by Hannelore Hoger

Autor:Hannelore Hoger [Hoger, Hannelore]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644001008
Herausgeber: Rowohlt E-Book


Mit Devid Striesow («Jan Martensen») beim «Bella»-Dreh in Hamburg

Wydra: Würden Sie sich als feministisch bezeichnen? Oder eher als emanzipiert? Auch im Hinblick auf die Figur der Bella Block.

Hoger: Emanzipiert. Emanzipation bedeutet, sich aus einer Abhängigkeit zu befreien. Ich musste mich nicht befreien. Ich war sehr jung, hatte ein Kind und dazu keinen Mann, jedenfalls keinen, der sich zuständig fühlte, hatte mir mein Studium selbst verdient, habe immer meinen Beruf gehabt, war nie finanziell abhängig. Was feministisch bedeutet, weiß ich nicht so genau. Was heißt das denn eigentlich? Was versteht man darunter?

Wydra: Es ist wohl im Gegensatz zu dem positiven Wort «emanzipiert» eher negativ konnotiert.

Hoger: Ja, da ist was dran. Ich bin für die Gleichstellung und nicht gegen Männer. Und natürlich interessiere ich mich für die Belange der Frauen, nicht zuletzt, weil ich selbst eine bin. Insofern ist Bella Block keine feministische Figur, sondern eine weibliche Figur, eine emanzipierte Frau, ein emanzipierter Mensch. Sie weiß, was sie will, sie hat ihren Beruf und ist nicht abhängig – weder psychisch noch finanziell. Sie ist eine Unabhängige.

Wydra: … und in eine Partnerschaft eingebunden, dabei aber selbständig, freigeistig.

Hoger: Das ist auch sehr wichtig in der Beziehung, selbst wenn Bella und ihr Partner Simon verheiratet wären. Der Wunsch nach Freiraum, nicht nach Bindung auf dem Papier – das ist bei Bella Block der Fall. Ich würde mir aber wünschen, dass Simon ein stärkeres Eigenleben, einen stärkeren Willen hat. Mehr in seinem Beruf verhaftet ist, da weiß man nur sehr wenig. Ich finde, er sollte mehr gefordert sein. Die Bella könnte noch mehr Widerstand vertragen, Auseinandersetzung in positiver Form.

Wydra: In der 20. Bella-Folge, «Das Glück der Anderen», wird bei Simon Krebs diagnostiziert, und beide haben sie Angst …

Hoger: Ja. Aber ich glaube, dass Bella eine Person ist, die einer Situation nicht ausweicht, die sich der Sache stellt. Und ich habe mich gefragt, warum er, Simon, es ihr, Bella, nicht gleich sagt. Ich habe mir dann überlegt, wäre ich betroffen, würde ich das dann auch gleich sagen? Und ich glaube, ich würde es auch nicht gleich sagen. Mein Vater hatte am Schluss Kehlkopfkrebs, da war er aber achtzig und ist an kleinen Herzinfarkten, vermutlich aus Angst, gestorben. Mein Vater war nie im Krankenhaus. Als junger Mann hat er im Ersten Weltkrieg in Verdun gekämpft. Meine Mutter hat uns dann nicht die Wahrheit gesagt. Weil sie uns das nicht zumuten wollte. Sich selbst hat sie es zugemutet, sie wusste es. Das ist das vorausdenkende Mitgefühl meiner Mutter, was unter Umständen nicht richtig ist. Meine Mutter konnte das nicht. Die hatte so einen Beschützerinstinkt, wie so ein Huhn mit den Kindern unter den Flügeln, sie hat uns verteidigt. War eine sehr mutige Frau. Die hat sich gar nichts bieten lassen.

Wydra: Noch mal zu Bella und Simon. Es gab ja durchaus auch mal einen Flirt Simons, etwa mit der Literaturprofessorin in «Das Gegenteil von Liebe», gespielt von Nicole Heesters. Da war eine eifersüchtige Bella zu sehen …

Hoger: … warum soll die nicht eifersüchtig sein, ist ja ein normales Gefühl. Aber ich glaube, die Bella wäre wahrscheinlich anders als ich.



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